Der “Reforger-Krieg” war gottlob nur ein lauter Krach – Teil 1

Der “Reforger-Krieg” war gottlob nur ein lauter Krach – Teil 1

NATO-Prominenz beim Manöver am Südufer des Mains:
Generalsekretär Brosio und General Westmoreland

R o ß s t a d t. Krieg in gottlob nur angedeuteter Form spielte sich gestern vormittag im Maintal von Roßstadt nach Norden in Richtung Talränder zwischen Stettfeld und Staffelbach ab, als die erste amerikanische Infanterie-Division im Rahmen des NATO-Manövers “Reforger” den Auftrag hatte, den aus “Orangenland” eingedrungenen Gegner, der das Gebiet nördlich des Mains zwischen Bamberg und Haßfurt erreicht hatte, nach der Bildung eines Brückenkopfes zurückzuwerfen und die “international anerkannten Grenzen” wiederherzustellen. Neben einem eindrucksvollen militärischen Schauspiel war auch die Teilnahme höchster NATO-Vertreter von Bedeutung.

    Auf der Stahlrohrtribüne, die unmittelbar am Flußufer errichtet worden war, hatte gegen 10 Uhr NATO-Generalsekretär Brosio, US-Oberkommandierender General Westmoreland, Vier-Sternegeneral Polk, der Generalinspekteuer der Bundeswehr, General de Maziére, und weitere rund 50 Generäle aus den NATO-Ländern Platz genommen. Neben Fernsehen und Wochenschau waren rund 150 Journalisten erschienen, um diesen gigantischen Aufmarsch zum Abschluß des seit Wochen laufenden Manövers in Wort und Bild festzuhalten. Aus allen umliegenden Gemeinden und Städten waren die Bewohner herbeigeeilt, um sich dieses Schauspiel nicht entgehen zu lassen.

Die Flur wurde niedergewalzt

    Roßstadts Bürgermeister Hr. Wirth brauchte nicht um einen 80prozentigen Manöverschaden auf den Feldern seiner Gemeindeflur zu bitten. Tausende von Fahrzeugen hatten schon in den letzten Tagen dafür gesorgt, dass die Felder auf der südlichen Mainseite niedergewalzt worden waren. Sein Kollege von der anderen Seite, Bgm. Fritz Weschenfelder aus Stettfeld, der neben Landrat Walter Keller, Bgm. Alfons Höfner, Amtmann Kampmann und zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf der Tribüne saß, konnte mit zusehen, wie im Verlauf der Übung nicht nur der Berg im Osten der Gemeinde in Flammen aufging, sondern wie auch seine Flur von den Fahrzeugen der Divison umgepflügt wurde.

    Die erste US-Division mit Ihrem Heimatstandort in Fort Raily in Kansas trägt um ihr Wappen mit der großen roten 1 den stolzen Spruch “No mission too difficult, no sacrifice too great – Kein Auftrag zu schwierig, kein Opfer zu groß”. Nun, man muß als Manövergast der siebziger Jahre sagen, daß die Technik dem Soldaten viel abnimmt.  Die Opfer für derartige Übungen, um an den Wahlspruch der Division zu erinnern, werden ja von den Steuergeldern der Bürgern in den NATO-Ländern gebracht. Daß dabei Millionen aufgewendet werden müssen, ist selbstverständlich, wenn man allein bedenkt, welche Unmengen von Treibstoffen durch die Fahrzeuge verbraucht werden.

    Von der Stahlrohrtribüne rollte dann das Geschehen ab. Brigardegeneral Mitchell erklärte den ganzen Manöververlauf und stellte den Besuchern einzelne Fahrzeuge, Waffen und Geräte vor.

Zum 2. Teil von: Der “Reforger-Krieg” war gottlob nur ein lauter Krach

Hassfurter Tagblatt vom 20. Oktober 1970

Quelle: Hassfurter Tagblatt

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